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 Nachbetrachtungen

Der Weg in Zahlen: Ich war 32 Tage unterwegs, also 30 Tage in Folge Wandern und je einen Tag für An- und Abreise. Dabei legte ich für die gesamte Strecke zwischen den Unterbringungen rund 876 km zurück, also im Durchschnitt 29 km pro Tag. Die Distanzen lagen zwischen 19,0 km und 40,9 km. Interessant sind auf diesem Weg die vielen Höhenmeter von rund 16.580 m rauf und 16.370 m wieder runter. Rundungsfehler von Komoot mal außen vorgelassen, müsste Santiago demach etwa 210 m höher liegen als Irun. Zum Vergeich: Ein normales Linienflugzeug bewegt sich in einer Flughöhe von etwa 10.000 m. Von den 31 Übernachtungen schlief ich in 11 Massenunterkünften (staatliche, kirchliche und private Herbergen) und in 20 Einzelzimmern (Hostals, Pensionen, Hotels).

Der Weg an der Küste: Der Weg an der Küste war wirklich schön. Recht häufig konnte man das Meer sehen oder sogar am Strand entlang gehen. Es gab weniger Regen als erwartet und die Temperaturen waren durchweg sehr angenehm für mich. Daher hätte ich tatsächlich einiges an Ausrüstung zuhause lassen können. Allerdings machten mir - wie immer - die vielen Steigungen zu schaffen, die wahrlich nicht so mein Ding sind. Die langen und flachen Ebenen der Via de la Plata in Andalusien und der Extremadura liegen mir mehr. Aufgrund der Länge des Wegs mit rund 870 km und der Steigungen von über 16.000 m würde ich den Weg schon als schwierig und anstrengend bezeichnen. Einige meiner Mitpilger nutzen fleißig Bus und Bahn, um sich die Wege abzukürzen oder um Schlechtwettergebieten auszuweichen. Im Gegensatz zum Camino Frances war dieser Weg nicht sehr überlaufen. Ich bin immer ganz gut irgendwo untergekommen, nutze aber auch die Möglichkeiten der Reservierungen, um unterwegs nicht in zeitlichen Druck zu geraten,

Die Menschen am Weg: Wie bei den anderen Caminos auch, traf ich Menschen aus allen Erdteilen und alle fühlten sich irgendwie zusammengehörig, wohl weil alle das gleiche Ziel haben. Herkunft, Ethnie, Status usw. spielen keine Rolle und alle wollen irgendwann zu Fuß in Santiago de Compostela anzukommen. Wie immer gab es viele gute gegenseitige Hilfen und Unterstützungen und durchaus eine gesunde Form von Neugier aufeinander. Während sich die meisten Menschen in einer Gruppe diskret etwas zurückhalten können, waren es nur wenige, die sich verhaltensauffällig und laut verhielten bzw. die Chance nutzten um endlose Monologe von sich zugeben. Sehr gern denke ich zurück an:

  • Anja aus Wilhelmshaven
  • Annie aus nördlich von Sydney
  • Christine aus Dresden
  • Eva aus weiter südlich
  • Jörn aus Nürnberg
  • Marion aus Augsburg
  • Niels aus Lüdenscheid
  • Thomas aus Frankfurt
  • Viktor aus weiter südlich

Verdauung: Ich muss mir zum Anfang der vierten Woche irgendwo einen blöden Magen-Darm-Kein eingefangen haben, der mich die letzten zehn Tage der Tour sowie die ersten drei Tage nach meiner Heinkehr behinderte. Im Nachhinhein bin ich darüber sehr dankbar. Ich verlor zwar zunächst 10 kg an Gewicht, aber die hatte ich auch vorher schon zuviel auf der Waage. Ich stellte ein paar Parameter meiner Ernährung um, die ich problemlos verinnerlichen konnte (keine Kuhmilch und keinen Alkohol mehr, nix Frittiertes und keinen Fisch mehr, wirklich nur drei Mahlzeiten pro Tag mit nur einmal Brot oder Müsli, einmal Gemüse und einmal Salat, trotzdem natürlich wegen der Jahreszeit viel Spargel und Erdbeeren :-) und so bleibe ich seit drei Wochen auf kostant 8 kg weniger als vor meiner Abreise zum Camino (Stand 23.06.2023). Und darüber freue ich mich sehr.

Mein Weg: Ich brauchte mal wieder eine Auszeit vom Alltag dadurch, dass ich meinen Fokus komplett auf eine andere Welt lenke, in der es neben der physischen Anstrengungen (wirklich jeden Kilometer des Wegs inklusive Rucksacks zu Fuß bei Wind, Sonne und Wetter und ohne Hilfen zu bewältigen) nur darum geht, am Abend die ersehnte Dusche, ein Bettchen und etwas zu Essen zu finden. Dabei bleibt viel Raum, um wieder Kleinigkeiten in der Natur zu entdecken, sich selbst und neue Menschen kennen zu lernen, eigenen Gedanken die Chance zu geben, mal an die Oberfläche zu gelangen und dort in Ruhe betrachtet und verarbeitet zu werden. Meine eigenen inneren Ziele hatte ich nach 30 Tagen des Wanderns erreicht und ich freute mich dann schon wieder auf Zuhause, meine Familie, meine Freunde, mein Karate und überhaupt. Einige Parameter in meinem bisherigen Leben werde ich nun neu justieren, aber diese, eher internen Aspekte gehören nicht hierher.

 

Der Pilgerausweis (Credencial del Peregrino)

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Dies ist der offizielle Pilgerausweis, der einen zur Übernachtung z.B. in staatlichen Herbergen berechtigt. Ausgestellt wird er in Kirchen, Herbergen oder Pilgerorganisationen. Meinen bekam ich im Pilgerbüro der Hamburger Hauptkirche St. Jacobi.

 

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Auf dieser Seite werden z.B. die Passdaten eingetragen und man muss sowieso in jeder Unterkunft - egal ob Herberge, Pension, Hostal, Hotel - seinen Ausweis vorlegen. Der Startort sowie die Art des Pilgerns (hier zu Fuß) sind ebenfalls eingetragen und zum Schluss gibt es im Pilgerbüro von Santiago de Compostela den finalen Stempel der Kathedrale dazu.

 

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Die ersten Stempel sind von der ausstellenden Stelle oben links und dann folgen die Stempel von den Unterkünften oder, wenn es sich zwischendurch auf dem Weg ergibt, in Kirchen, Kathedralen, Polizeiwachen, in Bars oder was auch immer da so auf dem Weg liegt.

 

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Auch die Guardia Civil ließ sich nicht lumpen und kramte unterwegs ihren Stempel für mich heraus.

 

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Dies ist meine letzte Seite mit Stempeln. Auch hier bildet der Stempel der Kathedrale von Santiago den vorläufigen Abschluss. Wer aber z.B. bis nach Fisterra weitergeht kann danach weitere Stempel sammeln. Aber auch dann benötigt man in manchen Herbergen den Ausweis.

 

Die Pilgerurkunde (Compostela)

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Dies ist die Compostela, also die Urkunde, die ausgestellt wird, wenn man mindestens die letzten 100 km eines Jakobswegs aus religiösen und spirituellen Grunden gegangen ist, oder z.B. 200 km mit dem Rad gefahren ist.

 

 

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